Die Digitalisierung hat tiefgreifende Auswirkungen auf uns und unser Leben, auch auf die Mobilität. Alte und oft liebgewonnene Gewissheiten werden obsolet und vieles ist noch ungewiss. Aber eines ist klar: Wohlstand, Gesundheit, Bildung und Kultur unserer Gesellschaft werden auch in 100 Jahren stark von der Infrastruktur abhängen und direkt mit verfügbarer, nachhaltiger, sicherer und zuverlässiger Mobilität verbunden sein. Als spezialisierte Straßenverkehrsplattform ist es unsere Aufgabe, die Mobilität der Zukunft mitzugestalten und Straßen zukunftsfähig zu machen.
Automatisiertes Fahren eröffnet neue Perspektiven: Die Zukunft der Mobilität ist smart. Die Aufgabe des Bundesamtes für Strassen (ASTRA ) ist es, das Potenzial der Digitalisierung und Automatisierung bestmöglich zu nutzen. Mit der Revision des Strassenverkehrsgesetzes und der Verordnung über das automatisierte Fahren (AFV), die sich derzeit in der Vernehmlassung befindet, haben sich das Parlament und der Bundesrat klar zu diesem Megatrend bekannt. Das Potenzial von konditionierten und hochautomatisierten Fahrzeugen (Automatisierungsgrad 3 und 4) wird bereits ab 2025 unter realen Bedingungen auf Schweizer Strassen zum Einsatz kommen können.
"SAAM leistet einen wichtigen Beitrag zum automatisierten Fahren in der Schweiz."
Bis zum Jahr 2060 könnten vollautomatisierte Fahrzeuge (Automatisierungsgrad 5) für die Mobilität von morgen unverzichtbar werden, wie die Studie "Transport of the Future 2060 " von ASTRA eindrucksvoll belegt. Die Studie skizziert drei Zukunftsszenarien: "Revolution der kollektiven Mobilitätsdienste", "Revolution der individuellen Mobilitätsdienste" und "Evolution ohne Störung". In allen drei Szenarien werden automatisierte Fahrzeuge eine Schlüsselrolle spielen.
Bis 2060 wird die Zahl der im Personenverkehr zurückgelegten Kilometer voraussichtlich um 30 bis 40 Prozent gegenüber 2015 steigen. Daher ist es unerlässlich, die bestehende Infrastruktur systematisch instand zu halten. Automatisierte Fahrzeuge werden dazu beitragen, die vorhandenen Straßen besser zu nutzen. Ein positiver Nebeneffekt: Unfälle, die derzeit über 10 Prozent aller Staus verursachen, werden auf ein Minimum reduziert.
Im Szenario "Revolution der kollektiven Mobilitätsdienste" gehen die Autoren der Studie davon aus, dass fahrerlose Shuttles, Busse und Züge bis zu 70 Prozent unseres Mobilitätsbedarfs decken könnten. Autos und traditionelle öffentliche Verkehrsmittel würden ihre Dominanz verlieren. Denn Politik und Gesellschaft bräuchten zum Beispiel nicht mehr für einen teuren öffentlichen Nahverkehr in einer Region oder einem Stadtteil zu sorgen. Stattdessen müssten sie nur noch für die Erreichbarkeit sorgen.
Das Szenario "Revolution der individuellen Mobilitätsdienste" sagt voraus, dass die Haushalte kein eigenes Auto besitzen werden. Das Auto wird aber weiterhin genutzt, da die Familien auf ein Netz fahrerloser Taxis angewiesen sind. Das hohe Maß an Komfort und die Tatsache, dass man allein in seinem Fahrzeug sitzt, ohne es selbst fahren zu müssen, würde die Zahl der mit dem Auto zurückgelegten Kilometer im Vergleich zu 2015 fast verdoppeln. Im Szenario "Evolution ohne Störung" gehen die Forscher davon aus, dass es in beiden Richtungen keine großen Veränderungen geben wird. Dies würde bedeuten, dass die privaten Haushalte nach wie vor überwiegend ein eigenes Fahrzeug besitzen und dass die emotionale Bindung an das eigene Auto weiterhin wichtig ist.
Die Vorstellung, dass automatisierte Fahrzeuge ständig unterwegs sein und eine Strecke nach der anderen zurücklegen könnten, ist beeindruckend. Sie würde eine hocheffiziente Mobilität ermöglichen und könnte zu einer deutlichen Kostenreduzierung führen: Die Studie geht von rund 80 Prozent weniger als heute aus.
Die drei Szenarien machen deutlich, dass die Mobilität der Zukunft vor wichtigen und spannenden Herausforderungen steht. Ich bin überzeugt, dass das automatisierte Fahren die Mobilität der Zukunft prägen wird. Aber in welchem Ausmaß und in welcher Form, bleibt abzuwarten, denn Gesellschaft und Politik werden sich einbringen müssen und wollen. Es ist wichtig, dass wir uns als Gesellschaft auf den Megatrend Automatisierung vorbereiten und uns gemeinsam auf den Weg machen. Als Fachbereich müssen wir dafür sorgen, dass die Infrastruktur und die Gesetzgebung auf die Unterstützung dieser neuen Technologien ausgerichtet sind. Die Potenziale in Bezug auf Effizienz, Kosten, Sicherheit und Verfügbarkeit sind einfach zu vielversprechend, um sie zu ignorieren.
Organisationen wie SAAM gebührt unser aufrichtiger Dank, denn nur wenn es mehr Organisationen wie diese gibt, kann die Akzeptanz neuer Technologien und Angebote gesichert werden. Auch eine breite gesellschaftliche Akzeptanz ist dafür eine unabdingbare Voraussetzung.
Ich freue mich auf die bevorstehenden Veränderungen in der Mobilität, die für mehr Sicherheit, bessere Kompatibilität und höhere Verfügbarkeit bei geringeren Kosten sorgen werden. Besonders freue ich mich auf die Reise, die wir gemeinsam mit Partnern wie SAAM antreten werden.
Jürg Röthlisberger Direktor, ASTRA
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