Schweizerischer Verband für autonome Mobilität

Stärkung der Zusammenarbeit für die Zukunft der autonomen Mobilität in der Schweiz

Der Weg der Schweiz zur autonomen Mobilität beruht auf einer wesentlichen Komponente: der Zusammenarbeit. An einem unserer SAAM 2025 berichteten führende Persönlichkeiten aus dem öffentlichen und privaten Sektor sowie aus der Technologiebranche, wie Partnerschaft, Vertrauen und das Lernen aus realen Pilotprojekten diesen Wandel vorantreiben.

Geschrieben von

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Raphaël Sauvain

Veröffentlicht am

BlogKollaboration, Podiumsgespräch, SAAM
Autonome Mobilität in der Schweiz - Stärkung der Zusammenarbeit zwischen den Akteuren

Höhepunkte der Podiumsdiskussion SAAM 2025

Als sich der Raum für das zweite Panel des SAAM 2025 füllte, herrschte eine besondere Energie, wie sie entsteht, wenn Menschen, die normalerweise nicht an einem Tisch sitzen, sich dazu entschließen, dies zu tun.

Auf der Bühne standen Vertreter des öffentlichen Verkehrs, der Regierung und der Technologie, die alle ein gemeinsames Ziel verfolgten: zu verstehen, wie die Schweiz die Zukunft der autonomen Mobilität gemeinsam gestalten kann.

An der von Eric Silva moderierten Diskussion nahmen Marc Châtelain (TPG Genf), Stefanie Berliner (Holo), Pascal Kern (Kanton Zürich) und Amin Amini Loxo) unter der Leitung von Oliver NahonSAAM) teil.

Den Rahmen setzen: Warum Kollaboration wichtig ist

Zu Beginn der Sitzung erinnerte Oliver Nahon alle daran, dass autonome Mobilität "Behörden, Verkehrsteilnehmer, Betreiber, Zertifizierungsstellen, alle braucht".
Diese einfache Aussage gab den Ton an: Zusammenarbeit ist nicht nur ein Wert beim SAAM, sondern eine Notwendigkeit.

Um diese Zusammenarbeit greifbar zu machen, hat SAAM vor kurzem eine Arbeitsgruppe zum Antragsverfahren für automatisierte Fahrzeuge ins Leben gerufen, die Mitgliedern und Partnern bei der Navigation durch die Zulassungslandschaft helfen soll.
Wie der Moderator Eric Silva erklärte, ist es das Ziel, allen, die autonome Fahrzeuge auf Schweizer Strassen einsetzen wollen, eine Orientierungshilfe zu geben, und zwar nicht nur heute für Pilotprojekte, sondern bald auch für Fahrzeuge mit Typenzulassung.

Treffen Sie unsere Diskussionsteilnehmer  

marc chatelain

Marc Châtelain
Geschäftsführender Direktor, TPG

stephanie holo

Stefanie Berliner
Leiterin DACH, Holo 

pascal kern

Pascal Kern
Leiter Mobilitätsentwicklung und -management, Kanton Zürich

amin

Amin Amini
Mitbegründer & CEO, LOXO

eric

Eric Silva
COO & stellvertretender CEO, CertX

oliver

Oliver Nahon
Direktor für Operationen, SAAM

Der Weg in die Zukunft - Herausforderungen am Horizont

Nachdem die neue Bundesverordnung über automatisiertes Fahren in Kraft getreten ist, erkundete das Gremium, wie es weitergeht.

Für Marc Châtelain von TPG Genf ist die Verlagerung der Verantwortung von der Bundesebene auf die Kantone sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance. Sie ermöglicht es motivierten Regionen wie Zürich oder Genf, schneller zu handeln, ohne monatelang auf die Genehmigung durch übergeordnete Behörden zu warten. Diese Agilität hat jedoch ihren Preis: Die Kantone müssen nun das technische Know-how aufbauen, das für die Verwaltung dieser neuen Genehmigungen erforderlich ist.

Auf der Seite der Betreiber betonte Stefanie Berliner von Holo, dass die Vorschriften flexibel genug sein müssen, um sich mit der Technologie weiterzuentwickeln. "Nächstes Jahr wird es keine Level-4-Systeme von der Stange geben", sagte sie und betonte, dass jedes Projekt an die lokale Infrastruktur und die Sicherheitsanforderungen angepasst werden muss.

Als Vertreter des öffentlichen Sektors in Zürich nannte Pascal Kern drei zentrale Herausforderungen: die Klärung der Frage, wer die einzelnen Prozesse leitet, die Überprüfung, ob die Betreiber tatsächlich die Sicherheitsstandards einhalten, und den Umgang mit den politischen Erwartungen zwischen städtischen und ländlichen Gebieten.

Schließlich brachte Amine Amini von Loxo die Perspektive eines Technologieanbieters ein. Er warnte davor, dass zu viele sich überschneidende Genehmigungsverfahren die Innovation bremsen könnten, insbesondere wenn sich die europäischen und schweizerischen Anforderungen überschneiden. Für ihn ist es "einfach, nach Anforderungen zu fragen - wirklich wichtig ist, dass sie nachvollziehbar und systemübergreifend konsistent sind."

Learning by Doing: Was uns frühere Piloten gelehrt haben

Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass die Stärke der Schweiz in ihrem praxisorientierten Ansatz liegt.

Bei TPG berichtete Marc Châtelain von früheren Projekten wie AVENUE und ULTIMO, die gezeigt haben, dass autonome Fahrzeuge am besten in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte funktionieren, in denen herkömmliche Busdienste Schwierigkeiten haben. Ihr Experiment inspirierte sogar einen neuen On-Demand-Service, TPG Flex, der jetzt in Genf schnell expandiert.

Für Stefanie Berliner ist die wichtigste Erkenntnis aus den europäischen Pilotprojekten, dass Technologie allein noch keinen Erfolg garantiert. Was wirklich zählt, ist die frühzeitige Zusammenarbeit zwischen Betreibern, Behörden und Technologieanbietern, um sicherzustellen, dass die Projekte den tatsächlichen betrieblichen Anforderungen entsprechen.

Pascal Kern fügte hinzu, dass eine langfristige Motivation unerlässlich ist. Die Durchführung eines Pilotprojekts bedeutet, dass unzählige rechtliche und technische Hürden überwunden werden müssen. Daher ist es wichtig, gleichgesinnte Partner (und echte Begeisterung) zu haben, um die Dynamik aufrechtzuerhalten.

In der Zwischenzeit hat Amine Amini zwei überraschende Erkenntnisse aus den Erfahrungen von Loxogewonnen. Erstens war die soziale Akzeptanz viel höher als erwartet. "Die Menschen sind neugierig und positiv eingestellt", erklärte er. "Sie kommen, um die Fahrzeuge zu sehen und Fragen zu stellen, aber selten, um sich zu beschweren. Zweitens verwies er auf die starke institutionelle Unterstützung in der Schweiz, wo die Zusammenarbeit zwischen Stadt-, Kantons- und Bundesbehörden bemerkenswert reibungslos verlief.

Für ihn geht es beim nächsten Schritt nicht darum, die Technologie zu perfektionieren, sondern sie für die Menschen, einschließlich der Fahrer, Disponenten und Logistikmitarbeiter, die sie täglich nutzen werden, nützlich und angenehm zu machen.

Zum Abschluss der Diskussion brachte es Oliver Nahon auf den Punkt: Lernen bedeutet manchmal auch Scheitern, und das ist in Ordnung. "Wenn wir Projekte scheitern, lernen wir daraus und kommen gestärkt zurück".

Kollaboration in der Praxis: Die Rolle des SAAM

Das Gespräch drehte sich natürlich um die Frage, wie die Zusammenarbeit tatsächlich abläuft und welchen Platz der SAAM dabei einnimmt.

Für Marc Châtelain liegt die Antwort auf der Hand: Der öffentliche Verkehr ist von Natur aus auf Zusammenarbeit angelegt. "Unser Ziel ist es, den bestmöglichen Service zu bieten", sagt er, "und dieses Ziel zwingt uns, Hand in Hand mit anderen zu arbeiten."

Stefanie Berliner fügte hinzu, dass einige Diskussionen zwar zu Beginn geschlossen bleiben müssen, dass aber Offenheit der Standard sein sollte, sobald die Grundlagen geschaffen sind. "Der wirkliche Fortschritt entsteht, wenn wir anfangen, Wissen zu teilen", sagte sie.

Aus der Sicht von Zurich sieht Pascal Kern den SAAM als entscheidende Brücke zwischen der öffentlichen und der privaten Welt: Er sammelt die Erfahrungen aus jedem Pilotprojekt und gibt sie an das gesamte Ökosystem weiter, damit "keine Erfahrungen verloren gehen".

Amine Amini stimmte dem zu und meinte, dass der Einfluss des SAAMmit mehr Ressourcen, die den Mitgliedern helfen, sich zu vernetzen und ihre Bemühungen aufeinander abzustimmen, noch weiter wachsen könnte. "Wir sind noch lange nicht an den Grenzen der Zusammenarbeit angelangt", sagte er mit einem Lächeln.

Abschließend betonte Oliver Nahon, dass die Zusammenarbeit von Transparenz und Klarheit lebt. "Wenn jeder seine Rolle kennt und weiß, welchen Wert er einbringt, wird die Zusammenarbeit zur Selbstverständlichkeit".

Eine europäische Perspektive: Skalierung über Grenzen hinweg 

Als das Publikum Fragen stellte, drehte sich das Thema schnell um die Skalierung. Könnte das Schweizer Modell in ganz Europa funktionieren?

Amine Amini verglich die hiesige Landschaft mit der in Deutschland. Die Schweiz sei kleiner, aber beweglicher. Dank der neuen Verordnung stelle sich nicht mehr die Frage, ob autonome Mobilität möglich sei, sondern wie und wann.

Stefanie Berliner fügte hinzu, dass es bei der Skalierung nicht darum geht, endlose kleine Pilotprojekte durchzuführen, sondern darum, sich auf einige wenige starke Projekte zu konzentrieren, die eine sichere und effektive Integration demonstrieren. Die eigentliche Herausforderung sei die Konsistenz: Es müsse sichergestellt werden, dass nicht jeder Kanton und jedes Land das Rad neu erfinden müsse.

Abschließend erinnerte Marc Châtelain daran, dass Inklusion eine Priorität bleiben muss. Die Skalierung sollte die Mobilität zugänglicher machen, nicht weniger. "Wir müssen sicherstellen, dass jeder diese Dienste nutzen kann", merkte er an, "sonst laufen wir Gefahr, neue Mobilitätslücken zu schaffen". 

Schlussfolgerung: Ein gemeinsames Engagement für den Fortschritt

Zum Abschluss der Sitzung reflektierte Oliver Nahon über das, was das schweizerische Mobilitätsökosystem so besonders macht: eine einzigartige Mischung aus Vertrauen, Pragmatismus und offenem Dialog.

Er erinnerte die Zuhörer daran, diese Kultur der Zusammenarbeit nicht als selbstverständlich anzusehen. "Die Möglichkeiten, die wir hier haben, sind selten", sagte er. "Lassen Sie uns diesen Geist gemeinsam weiter ausbauen.

Die Botschaft war einfach, aber eindringlich: Die Zukunft der autonomen Mobilität in der Schweiz wird nicht von einem Akteur allein gestaltet werden. Sie wird das Ergebnis vieler sein: öffentlicher, privater und akademischer Akteure, die an einem Strang ziehen.


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