Stellen Sie sich einen perfekten Sonnentag vor, an dem der Bodensee im Sonnenlicht schimmert und die blau-weißen Berge in der Ferne zu sehen sind. Das war die Kulisse für unseren Tag der Entdeckungen und Innovationen, der Schweizer und österreichische Experten zusammenbrachte. Inspirierende Gespräche brachten neue Ideen und neue Perspektiven. In Arbon hatten wir das Vergnügen, den SAAM Österreich zu begrüßen, um das Projekt Self-Controlled City Liner (SCCL) von TGA und Eurobus zu erkunden und aus erster Hand zu erfahren, wie autonome Busse bereits auf den Straßen der Stadt unterwegs sind.
Unser Tag begann auf die bestmögliche Art und Weise: mit einem herzlichen Empfang durch die TGA, einigen lokalen Leckereien und einer kurzen Präsentation, die uns einen Überblick über das Projekt gab. Der SCCL (Self-Controlled City Liner) wurde von der Technischen Gesellschaft Arbon (TGA ) im Jahr 2019 im Rahmen der Feierlichkeiten zu ihrem 100-jährigen Bestehen auf den Weg gebracht, nachdem im selben Jahr eine Machbarkeitsstudie initiiert wurde.
Der Self-Control CityLiner (SCCL) ist nicht einfach ein Bus, er ist Teil einer grösseren Vision für Arbon. Das Projekt bringt lokale Partner zusammen, von der Arbon Energie AG bis zur Raiffeisenbank, um zu zeigen, wie Mobilität nachhaltig, zugänglich und mit den Bedürfnissen der Gemeinde verbunden sein kann. Weitere wichtige Akteure sind die Stadt Arbon, die Eurobus Ostschweiz AG und die PostAuto AG. Ein Lenkungsausschuss unter dem Vorsitz von Reto Stäheli (Präsident der TGA) und Vertretern lokaler Unternehmen wie Arbon Energie, Larag AG und Eurobus.
Barrierefreie Haltestellen, mehrere Routen, die sich bei Straßensperrungen anpassen können, und mit Strom oder Wasserstoff betriebene Fahrzeuge - all das deutet auf eine Stadt hin, die vorausschauend denkt. Die Route selbst verbindet die Seepromenade und die Altstadt mit dem neuen Stadtzentrum und dem Bahnhof. Sie umfasst rund 2,5 km mit neun Haltestellen, darunter das Schloss, das Ärztehaus, das Schwimmbad und das Museum. Alle Haltestellen sind barrierefrei und nach den Schweizer BehiG-Normen gestaltet.
Dann kam der Höhepunkt: die Fahrt selbst.

Der autonome Bus ähnelt jedem anderen Stadtbus, ist aber mit LIDAR, Radar, Kameras und Software ausgestattet, um all das zu verstehen. Zwei Sicherheitsfahrer begleiteten uns: einer am Lenkrad, einer zur Überwachung des Systems, aber sie mussten während unserer 30-minütigen Fahrt nie eingreifen. Bei dem eingesetzten Modell handelt es sich um einen Karsan e-Atak Elektrobus (8,3 Meter lang, 20 Sitzplätze, 230 kW Motor, 220 kWh Batterie), der von Adastec und Flowride.ai automatisiert wurde. Er verfügt auch über eine Fernsteuerungsfunktion (Teleoperation) und ein Fahrgastzählsystem zur Analyse der Nutzung und Belegung.

Und ganz ehrlich? Die Erfahrung fühlte sich erstaunlich normal an. Ohne die Sicherheitsfahrer an der Spitze konnte man fast vergessen, dass der Bus selbst fährt. Er hielt präzise an den Rampen an, so dass das Einsteigen für alle einfach war, und er bewältigte selbst die kniffligsten Stellen, wie z. B. das Überholen eines entgegenkommenden Lastwagens auf einer engen Straße mit nur wenigen Zentimetern Abstand, ruhig und reibungslos. Während der Präsentation hob TGA auch hervor, dass dieses Projekt Teil der allgemeinen Entwicklung der Schweiz in Richtung "intelligente Mobilität" ist. Seit März 2025 ist automatisiertes Fahren auf öffentlichen Straßen unter Aufsicht des ASTRA offiziell möglich, so dass Pilotprojekte wie SCCL auf realen Straßen unter strenger Überwachung durchgeführt werden können.

Für unsere Kolleginnen und Kollegen vom SAAM Österreich war dies eine Gelegenheit zu sehen, wie Schweizer Projekte vor Ort umgesetzt werden. Isabella Hinterleitner, Gründerin von Tech Meets Legal und Mitglied des SAAM Österreich, wies darauf hin, dass es in Österreich seit 2019 drei ähnliche Initiativen gibt, von denen allerdings nur noch eine aktiv ist. Was sie in Arbon am meisten beeindruckte, war der ganzheitliche Ansatz derStadt: eine Kombination aus Routenplanung, barrierefreier Infrastruktur und starker Akzeptanz in der Bevölkerung.
Doris Straub, Leiterin des SAAM Österreich, schilderte ihre eigenen Eindrücke:
Mein erster Gedanke war: Das ist nicht die Zukunft, das ist die Gegenwart. Es war beeindruckend zu sehen, wie der City Liner auch in schwierigen Situationen automatisch durch die Altstadt navigierte. Gleichzeitig wurde mir klar, dass solche Lösungen nur möglich sind, wenn der regulatorische Rahmen Innovationen aktiv unterstützt. Die Schweiz zeigt, wie wichtig regulatorische Offenheit und gezielte Pilotprojekte sind, um Fortschritte spürbar zu machen.
Beide Experten betonten auch die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit. Doris erklärte:
Nur durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit können wir komplexe Herausforderungen wie Vorschriften, Infrastruktur und menschliche Faktoren auf ganzheitliche Weise angehen.
Für den SAAM Österreich ist dies der Schlüssel, um die autonome Mobilität voranzutreiben, eine Perspektive, die Arbon besonders greifbar macht. Gemäss der von TGA-Präsident Reto Stäheli vorgestellten Roadmap durchläuft das SCCL-Projekt derzeit verschiedene Zulassungs- und Testphasen. Nach der technischen Validierung durch ASTRA und BAV im Frühjahr 2025 soll der Fahrgastbetrieb Ende 2025 aufgenommen werden, um dann schrittweise bis 2027-2028 zum vollständig teleoperierten Fahren überzugehen. Langfristig könnte ein Betreiber mehrere autonome Busse aus der Ferne beaufsichtigen, was die Kosten senken und das Angebot im öffentlichen Verkehr erweitern könnte.
Der Tag in Arbon hat uns mehr gezeigt als nur ein beeindruckendes Stück Technik. Er zeigte, wie autonome Mobilität so gestaltet werden kann, dass sie sich natürlich, praktisch und menschenfreundlich anfühlt.
Ein großes Dankeschön an TGA, Eurobus und alle Partner, die uns beherbergt und ihre Arbeit mit uns geteilt haben, und natürlich an denSAAM Österreich für den tollen Austausch.
Die Zukunft der Mobilität scheint nicht mehr weit entfernt zu sein. An diesem Tag fühlte es sich an, als sei sie bereits da.

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